Haben Tiere eine Seele?

Der Untertitel „Eine Verteidigung der seufzenden Kreatur – vor dem Richterstuhle der Menschlichkeit …“ verrät das Hauptanliegen des Buches: Ein Autor macht sich zum Anwalt und Verteidiger der Fauna. Er wendet sich an seine Mitmenschen, ja an die gesamte Menschheit. Er appelliert an ihre Menschlichkeit und fordert, Tieren mehr Respekt zu zollen. Denn schließlich seien unsere Mittiere ebenfalls Geschöpfe Gottes, und in der Hauptform seien alle Lebewesen einander ähnlich.

„An wen sollte ich mich sonst damit wenden, als an Dich, heiliges Naturgefühl, das den Menschen am liebenswürdigsten macht?“ – Gleichzeitig ruft der Autor dazu auf, die Gesellschaft möge ihn aufmerksam und unvoreingenommen anhören, wie ein Richter dies gewöhnlich tut. „Mit der Wärme, mit der du sonst die Sache der Unschuldigen hörest, höre auch jetzt diese Verteidigung der Schuldlosesten unter den Unschuldigen!“

 

Welcher verzweifelte Tierschützer mag diese eindringlichen Zeilen verfasst haben? Die Thesen und viele Argumente des Autors sind hochaktuell; doch weshalb bedient er sich eines solch betagten Schreibstils? Die Antwort: Es handelt sich um die überarbeitete Neuauflage eines Werks, das erstmals 1799 erschien. Der ursprüngliche Initiator – Johann Friedrich Ludwig Volckmann – lebte von 1758 bis 1815, studierte Theologie und Recht in Leipzig bevor er in seiner Heimatstadt Arnstadt zunächst als Amtmann, später als Regierungs- und Hofadvokat tätig war. 1794 gründete er den „Verein der Literaturfreunde zu Arnstadt“.

Volckmanns, hier in einer sorgfältig überarbeiteten und ergänzten vorliegende Veröffentlichung, zeugt von seinem akribischen Vorgehen und seiner Beflissenheit. Es geht ihm um mehr als einen Zwischenruf. Vielmehr nähert er sich dem Thema wissenschaftlich und versammelt Ansichten unzähliger seiner Zeitgenossen, die sich zur Materie geäußert haben, darunter Forscher, Philosophen und Politiker. Die Publikation vermittelt einen beachtlichen Eindruck davon, wie intensiv Fragen der Tierethik in der philosophischen Literatur seit jeher diskutiert wurden. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf einen Aspekt, sondern zeigt eine Reihe von unterschiedlichsten Herangehensweisen auf.

Zur Existenz einer Tierseele gab es seinerzeit mehrere differierende Theorien. Die beschriebenen Tierrechtsbefürworter waren überdies Verfechter der Menschenrechte. Das Buch „Menschenstolz und Tierqualen“ ergänzt die Forschung zur Geschichte der Tierrechtsbewegung in Europa: Die Gedanken der Vertreter dieser Idee werden unser derzeitiges Denken erweitern und gelten als Botschafter der Friedensbewegung.

Ja, vielleicht überrascht das am stärksten: Viele Fragen, die uns hinsichtlich einer Tierethik bis heute beschäftigen, sind seit Jahrhunderten Gegenstand philosophischer Diskussionen. Und wie Volckmann zu seiner Zeit kämpfen seitdem bis zum heutigen Tage unbeirrbare Visionäre für die Rechte der Tiere. Vergebens? Erschütternde Bilder von leidenden Tieren mögen diesen Eindruck erwecken …

Die Publikation möchte dazu beitragen, noch mehr Menschen dafür zu sensibilisieren, dass die nicht nur wir Menschen unseren Respekt verdient haben, sondern auch die Tierwelt. Womöglich erhören viele der heutigen Leser diese Bittschrift an die Menschlichkeit im Namen der Tiere, tragen Volckmanns Gedanken weiter und werden selbst aktiv. Denn unsere Menschlichkeit muss sich tatsächlich auch daran messen lassen, wie respektvoll wir mit Tieren umgehen. Insofern ist dies ein Buch für all die Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und die Welt für alle Lebewesen besser machen wollen, nicht nur für uns Menschen.

Über die Fotografin

Christiane Sponchia

Das Titelbild von Menschenstolz und Tierqualen ist eine Arbeit der Fotografin Christane Sponchia. Die Kamera war für sie eine Tür in die Welt, zur Freiheit und zum Abenteuer. Eine Möglichkeit das Leben jenseits ihres Tellerrandes zu sehen, den unterschiedlichsten Menschen und Tieren zu begegnen und sie für diese einzusetzen. Sie lernte Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Überzeugungen und Herkunft kennen und sah fast die ganze Welt. Und so sah sie auch viel Leid und Elend. Kinder, die starben, weil es einfach keine medizinische Versorgung gab. Sponchia ist fasziniert vom Kontrast, den die afrikanischen Länder erzeugen. Die Schönheit dieses Kontinents, das wahre Elend; die warme, kuschelige Sonne und das Blut und der Tod auf den Straßen. Sie befand sich in einem Durcheinander von Gefühlen, Trauer, Verzweiflung, Angst, Hoffnung, Liebe und Zusammenhalt. Sie kann mich noch gut an eine Nacht erinnern, als sie bei Sonnenuntergang von Namibia nach Angola gefahren ist und sie die Schatten der Bäume beobachtete, die länger, dunkler, verzerrter, bedrohlicher wurden. Da fragte sie sich: Wohin gehst du? Ins Paradies oder direkt in die Hölle?

Wildlife-Fotografie ist für Sponchia die logische Schlussfolgerung aus ihrer Liebe zu Tieren. Man braucht Tage oder gar Wochen, um eine gute Gelegenheit für ein atemberaubendes Foto zu finden und zu ergreifen. Sie bewundert die Werke von Nick Brandt, die Leidenschaft von Kevin Richardson, das Engagement von Bruce Young und Nick Chevallier (Bloodlions), die Beharrlichkeit von CACH, den Mut der Green Rangers (die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen), die für die Bewahrung des wilden Lebens kämpfen. Welches gnadenlos den kriminellen, terrorismusfinanzierten Organisationen zum Opfer fällt, die Wilderei betreiben.

Sie möchte, dass ihre Bilder dazu eingesetzt werden, um auf diese und andere Problematiken aufmerksam zu machen. Beispielsweise ist Wilderei in welchen Teilen der Welt immer noch ein großes Problem und viele Tierarten sind deshalb vom Aussterben bedroht. Christane Sponchia möchte mit ihren Bildern allen helfen, die um die Erhaltung der Tiere kämpfen. Denn sie sieht keinen großen Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Aber sie sieht die Ungerechtigkeit, die wir den Tieren jeden Tag antun. Ihre Bilder sind ihr Beitrag zum Schutz der Tiere und ein Plädoyer für einen besseren Umgang mit ihnen.

Mehr Fotografien von Christiane Sponchia finden Sie hier.

Sie sind neugierig geworden? Dann erfahren Sie jetzt mehr über Menschenstolz und Tierqualen . Hier gelangen Sie zum Vorwort und zu einer Leseprobe direkt aus dem Buch.