Weitere Gedanken zum Tierschutz und Tierrechten

Auf den folgenden Seiten finden Sie mehr über die Thesen innerhalb des Buches und eine kurze Erläuterung dieser.

Manche Menschen denken auch heute noch, dass es beim Tierschutz nur darum geht, dass man sie nicht essen sollte oder maximal noch um ihre Haltung und ihre Schlachtung

Wir nehmen uns also das Recht heraus Tiere zu quälen nur um mehr Ansehen in der Gesellschaft zu haben. Und dabei wissen wir nicht einmal, ob wir unser Ziel überhaupt mit diesen Mitteln erreichen…

Wo ist überhaupt der Unterschied zwischen Instinkt und Vernunft? Gibt es überhaupt einen oder versuchen wir nur das gleiche Prinzip mit einem anderen Wort zu beschreiben, um uns über die Tiere zu stellen? …

Wann fangen wir endlich an zu verstehen, dass es uns nichts bringt, wenn wir den Tieren, bevor wir sie schlachten, mit Musik beschallen und ihnen Bio-Fütter geben? Wenn wir sie am Ende trotzdem leiden lassen, indem wir sie töten… 

Wer verteidigt die Tiere, wenn wir es nicht tun? Denn darauf was und die Tieren sagen wollen, achten wir schon lange nicht mehr. Wir überhören ihr Geschrei. Wir ignorieren ihre Gestik. Wie sollen sie anders noch auf sich aufmerksam machen?…

Wir sprechen den Tieren eine präzise Sprache ab, weil wir sie nicht verstehen. Und stellen uns somit wieder über die Tiere, weil wir eine Sprache haben uns sie nur irgendwelche Geräusche machen…

[D]ie Tiere [werden] entweder ganz für Maschinen [erklärten] oder, wenn sie ihnen ja noch aus Barmherzigkeit eine Seele zugestanden, doch wenigstens für Wesen, die nicht viel besser als Maschinen wären. Und die moralische Folge davon war […] Verachtung und Grausamkeit gegen alles, was keine Menschengestalt hatte.


Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen

Manche Menschen denken auch heute noch, dass es beim Tierschutz nur darum geht, dass man sie nicht essen sollte oder maximal noch um ihre Haltung und ihre Schlachtung. Doch wir halten Tiere nicht nur um sie zu essen. Wir halten sie als Nutztiere auf Bauernhöfen und in der Massentierhaltung. Wir nutzen sie nicht nur zur Gewinnung von Lebensmitteln, sondern auch um uns bei der Arbeit zu helfen oder einfach nur für unser Vergnügen als Haustiere.

Und man könnte meinen, dass man dank der Industrialisierung und der Maschinisierung auf die tierischen Arbeitskräfte verzichten könnte. Aber auch heute noch benötigen wir ihre Hilfe. Zum Beispiel bei Forstarbeiten in dicht bewaldeten Gebieten. Ohne robuste Pferde, die die Baumstämme aus dem Wald ziehen, weil Maschinen dort keinen Platz finden würden, wäre diese Aufgabe der Forstwirtschaft gar nicht erst möglich. Sie sind also unsere Angestellten.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob es einem Arbeitgeber erlaubt ist so mit seinen menschlichen Mitarbeitern umzugehen, wie oft mit den Tieren umgegangen wird?

Volckmann weißt schon am Anfang auf ein Problem hin, dass mit diesem Verhältnis zwischen den Menschen und ihren Nutztieren einher geht. Und zwar indem er eine Anekdote über zwei Pferde, ein Reitpferd und ein Zugpferd, erzählt. Hier wird stellvertretend aufgezeigt, dass wir uns nur solange sorgsam um unsere treuen Begleiter kümmern, bis wir keinen Nutzen mehr an ihnen haben. Genau wie wir es mit Maschinen machen, wenn sie nicht mehr richtig funktionieren. Wir entsorgen sie einfach.

Diese starke Trennung zwischen Mensch und Tier und die Gleichsetztung der Tiere mit Maschinen geht auf den französischen Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes zurück. Der den Tieren nicht nur ihre Seele, sondern auch ihre Gefühle absprach.

Doch nur weil wir uns ihre Stärken und Vorteile gegenüber Maschinen zu nutze machen, heißt das nicht, dass wir sie auch mit Maschinen gleichsetzen können. Denn er entscheidende Unterschied ist, dass Tiere lebendige Wesen sind im Gegenteil zu Maschinen, die von Menschenhand hergestellt wurden.

Sind Tiere Statussymbole?

„Und was glaubst du wohl, was die Menschen von allen diesen Martern haben, die sie so vielen unserer Brüder [den Tieren] antun? Weiter nichts, als die Einbildung, dass andere Menschen von einem verstümmelten Pferdeschwanze auf die Wichtigkeit des Reiters schließen werden.“

Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen

Wir nehmen uns also das Recht heraus Tiere zu quälen nur um mehr Ansehen in der Gesellschaft zu haben. Und dabei wissen wir nicht einmal, ob wir unser Ziel überhaupt mit diesen Mitteln erreichen. Also stellen wir uns über die Schöpfung, um unsere eigene Vorstellung davon, was andere Menschen von uns halten, aufzupolieren. Das ist schon mehr als fragwürdig und zeugt nicht gerade von der Vernunft, die wir uns Menschen immer zuschreiben und allen anderen Lebewesen aberkennen.

Warum ist es uns überhaupt so wichtig, was andere Menschen von uns halten? Und warum tragen wir die übertriebene Zurschaustellung auf dem Rücken der Tiere aus, die sich nicht selbst verteidigen können? 

Wir benutzen die Tiere, wie wir Dinge benutzen, die wir uns kaufen, weil wir denken damit dann vor anderen besser dazustehen . Wir stellen Tiere auf die gleiche Stufe mit der neuen Markenkleidung oder einem teuren Auto. Wir überzüchten sie zu unserem Gefallen und nehmen leichtfertig ihre Nachteile in Kauf. 

Haben Tiere einen Instinkt und Menschen Vernunft?

„Ist das nun Instinkt, dass Hunde bei dem besten Appetit und bei der besten Gelegenheit ihn zu befriedigen, dennoch nicht das Mindeste anrühren? Ist das hingegen Vernunft, dass Menschen, auch wenn sie schon gesättigt sind, fortschwelgen?“

Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen

Wo ist überhaupt der Unterschied zwischen Instinkt und Vernunft? Gibt es überhaupt einen oder versuchen wir nur das gleiche Prinzip mit einem anderen Wort zu beschreiben, um uns über die Tiere zu stellen? 

Instinkt impliziert, dass es ein Drang ist, dem man nachgeben muss und den man nicht beeinflussen kann. Zudem wird es auch immer so hingestellt, als wäre der Instinkt angeboren. Tiere haben ihn einfach. Im Gegensatz zur Vernunft, die vielleicht auch immer schon in uns ist, aber durch Erfahrungen und das Leben in unserer Gesellschaft erweitert wird. 

Ist es also ein Instinkt oder eine bewusste Entscheidung des Hundes das Essen nicht anzurühren? Und ist es wirklich vernünftig noch weiter zu essen, wenn  man eigentlich längst satt ist? Und das nur weil wir gelernt haben, dass man seinen Teller leer isst oder weil uns das Essen so gut schmeckt.

Mitgefühl unter Menschen und Tieren

Volckmann sagt auch, dass kein Tier gleichgültig gegenüber dem Geschrei und dem Stöhnen eines anderen Tieres seiner Gattung ist. Wie sieht das bei uns Menschen aus? Sind wir auch so bedacht auf unsere Mitmenschen? 

Wenn man sich anschaut wie wir mit Menschen umgehen, die von der Mehrheit abweichen, egal ob das durch eine bewusst Entscheidung dieser Menschen (Vegetarier und Veganer) oder durch unveränderliche Gegebenheiten (Herkunft oder sexuelle Orientierung) der Fall ist, ist das Fazit erschreckend. Ja, in Deutschland leben wir in einem Sozialstaat. Aber unsere Gesellschaft ist lange nicht so sozial wie wir immer vorgeben. Wir oft stecken wir Menschen in eine Schublade und unterstellen ihnen etwas, was uns einen Nachteil aufbürdet, ohne den Kontext zu betrachten. 

Volckmann erzählt eine kleine Anekdote von einer Mutter, die ihrem Kind einen Sperling übergeben hatte. Dieser Vogel biss das Kind wiederholt. Woraufhin die Mutter, um ihr Kind zu schützen,  dem Vogel den Schnabel wegschnitt, dass er nicht mehr beißen, aber auch nicht mehr fressen konnte und sonach jämmerlich verschmachten musste. Ohne aber zu sehen, dass das Kind den Sperrling quäle und dieser sich nur verteidigte gegen die Gewalttaten des Kindes.

Was unterscheidet uns Menschen von den Tieren?

„Millionen Menschen sehen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen uns und den Tieren. Für sie versteht es sich von selbst, dass wir alle – Menschen wie Tiere – Teil der Schöpfung sind, dieses größten vorstellbaren Wunders überhaupt. Tiere sind ebenso bedürftige und leidensfähige Wesen wie wir. Und wir alle leben auf diesem besten uns bekannten Planeten des Universums.“

Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen.

Menschen sind auch nur Tiere

Es ist so eine simple Frage, möchte man denken: Was sind die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren? Doch die Antwort ist simpel und kompliziert zugleich.

Denn wenn man es man es wissenschaftlich sieht, macht schon allein die Unterscheidung in Menschen und Tiere nicht wirklich Sinn. Wir würden ja auch nicht sagen: Was ist der Unterschied zwischen Affen und Tieren? Denn Affen sind auch Tiere. Und so sind Menschen auch nichts weiter als Tiere.

Nur weil wir uns durch Mutation und Selektion weiterentwickelt haben, ändert das unsere Herkunft nicht. Warum also unterscheiden wir uns von allen anderen Tieren? Warum stellen wir uns über sie?

Denn alle Unterscheidungen, die wir als so grundsätzlich festlegen, haben wir selbst gemacht: 

  • Vernunft oder Instinkt
  • Seele oder keine Seele
  • Kultur oder Natur

Schaden wir den Tieren, schaden wir uns selbst

Wann fangen wir endlich an zu verstehen, dass es uns nichts bringt, wenn wir den Tieren, bevor wir sie schlachten, mit Musik beschallen und ihnen Bio-Fütter geben? Wenn wir sie am Ende trotzdem leiden lassen, indem wir sie töten. 

Es bringt den Tieren nicht und uns bringt es auch nichts. außer vielleicht ein Gewissen, das sich etwas weniger schlecht anfühlt. Doch völlig ungerechtfertigt. Dadurch verbessern wir nichts. Wir verschwenden unfassbar viel Energieressourcen und Wasser, um die Felder mit dem Tierfutter wachsen zu lassen. Wasser, dass man viel besser verwenden könnte und Energie, die man sich sparen könnte, um das Klima nicht noch weiter an die metaphorische Klippe zu drängen. 

Statt immer auf die Unterschiede, die Gegensätze zwischen Menschen und Tieren einzugehen, sollten wir lieber auf die Gemeinsamkeiten schauen. Und wenn wir schon auf die Unterschiede schauen, dann sollten wir uns als Vorbild nehmen. Was „Zwischenmenschlichkeit“ angeht, können wir noch so viel von den Tieren lernen. 

Wer verteidigt die Tiere?

Mit der Verteidigung der seufzenden Kreatur gegen die Anmaßungen des Menschenstolzes trete ich vor deinen Richterstuhl, oh Menschlichkeit!

An wen sollte ich mich sonst damit wenden, als an Dich, heiliges Naturgefühl, das den Menschen am liebenswürdigsten macht?

Mit der Wärme, mit der du sonst die Sache der Unschuldigen hörest, höre auch jetzt diese Verteidigung der Schuldlosesten unter den Unschuldigen!

Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen

Wer verteidigt die Tiere, wenn wir es nicht tun? Denn darauf was und die Tieren sagen wollen, achten wir schon lange nicht mehr. Wir überhören ihr Geschrei. Wir ignorieren ihre Gestik. Wie sollen sie anders noch auf sich aufmerksam machen? 

Die Tiere sind nicht schuld daran, wie wir sie behandeln. Unser Stolz ist es. Und wenn wir nicht anfangen diesen Stolz zu hinterfragen, unser Handeln zu überdenken und für die Tiere einzustehen, werden wir unsere Heimat immer weiter zerstören. Also warum verteidigen wir nicht Unschuldigen?

Weil wir zu bequem sind und zu egoistisch! Was betrifft mich das? Ich bin doch kein Tier. So wie wir auch mit unseren Mitmenschen umgehen. Warum soll ich mich als Mann für Frauenwahlrecht oder als Bäcker für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Bergwerken einsetzten? Es betrifft mich ja nicht. Aber eine Gesellschaft funktioniert nur dann gut, wenn sich die Privilegierten für die Unterdrückten einsetzten. 

Und unsere Umwelt, zu denen auch die Tiere zählen, betrifft uns alle. Warum setzen wir uns also nicht für sie ein? Es ist schließlich kein Geheimnis, dass wenn wir unsere Natur zerstören, auch uns zerstören. Wir sind abhängig von der Natur, nicht sie von uns! Wir sollten anfangen endlich so zu handeln. Wenn wir in Kauf nehmen, dass zum Beispiel Bienen aussterben, dann nehmen wir auch in Kauf, dass wir aussterben. 

Haben Tiere eine Sprache?

Woher wissen wir aber, dass die Tiere keine Sprache haben? Unstreitig daher, weil wir zu stumpfhörig sind, um abzulauschen.

Johann F. Volckmann in Menschenstolz und Tierqualen

Wir sprechen den Tieren eine präzise Sprache ab, weil wir sie nicht verstehen. Und stellen uns somit wieder über die Tiere, weil wir eine Sprache haben uns sie nur irgendwelche Geräusche machen. Dabei hätten die Tiere viel mehr Gründe sich über uns zu stellen. Sie verstehen nicht nur ihre eigene Sprache, sie lernen auch unsere Sprache zu verstehen. Wenn man zu einem Hund Platz sagt, weiß er, wenn er es gelernt hat, sofort, was er machen soll. Wenn ein Hund bellt, hat sein Besitzer aber in der Regel keine Ahnung, was der Hund gerade von ihm möchte. Weil wir uns nicht die Mühe machen, die Sprache der Tiere zu lernen oder auch nur versuchen sie zu verstehen.

Wir sprechen den Tieren also ab, sich untereinander präzise verständigen zu können,so wie wir Menschen das können, nur weil wir sie nicht verstehen. Nach dieser Logik müssten wir auch allen Menschen, deren Sprache wir nicht sprechen, eine Sprache zu haben absprechen. Nur weil für einen Europäer zum Beispiel jedes Wort der Thailändische Sprache gleich klingt, heißt dass nicht dass es immer das gleiche Wort ist. Wir haben nur nicht das Gehör, die Übung und das Wissen diese feinen Unterschiede herauszuhören. Wie können wir also sagen, Tiere hätten keine Sprache, nur weil wir uns nicht die Mühe machen sie zu verstehen.